Interview mit moser.photos

Frage 1: Sie sind ein Photograph, der in Genf und Wien lebt. Was zeichnet Ihren photographischen Stil aus?

Photographie ist vielseitig im Sinne der möglichen Produkte oder Anwendungen. Ausgehend von einem digitalen  Photo lassen sich beispielsweise Webseiten, Printmedien oder komplexe Designvorgaben bedienen. Mein Primärprodukt sind gerahmte Photos als Dekoration im Wohn- oder Bürobereich. Meiner Ansicht nach besitzt das gedruckte Photo nach wie vor die größte Ausstrahlung unabhängig von der digitalen Vorgehensweise.

Gedruckte Photos haben einen besonderen Charme als Wohndekoration, wenn sie entsprechend gerahmt in Szene gesetzt werden können. Dabei ist es wichtig, die richtige ästhetische Abstimmung mit Mobiliar, Wandfarbe etc. zu finden, gleichzeitig aber auch die ergänzende Thematik und natürlich Dimension.

Photos können einen Einrichtigungsstil ergänzen aber auch negieren, z. B. eine sehr mondäner Einrichtungsstil kann beispielsweise durch ein Gebirgspanorama buchstäblich konterkariert werden oder eine thematische Kollektion eines Wintermotivs einen weißen Einrichtungston betonen. Alle diese Variationen können durchaus reizvoll sein..

Frage 2: Was ist für Sie ein Panorama?

Panoramaphotographie von urbanen oder landschaftlichen Motiven ist einer meiner Leidenschaften. Allerdings mit einer wichtigen Einschränkung hinsichtlich der Panoramakomposition. Ich erstelle keine zusammengefügten, in neudeutsch auch ge-stitchte, Ponaromadimesionen von 180° oder mehr und all das reduziert auf ein einziges „Mega“-Photo. Diese Art von Panoramen finde ich erdrückend und letztendlich unstrukturiert bzw. überfordert mich schlichtweg. Auf der anderen Seite, sind Panoramen außerordentlich ausdruckstark, insbesondere als Wohndekoration.

Ich versuche beide Aspekte zu verbinden, in dem ich Panoramen in Unterbilder aufteile, die aus Photoreihen bestehen die mit einer bestimmten Überlappung geschossen werden. Der Betrachter sieht letztendlich ein Mosaik als Panorama und die Einzelbilder helfen ihm die Komplexität zu reduzieren und beim Betrachten des einzelnen Photos die Detailgenauigkeit des Panoramas zu entdecken. Sind die Photos dazu rahmenlos gerahmt kommt es auch zu dem Gefühl eines völlig harmonischen Miteinander. Um es bildhaft zu beschreiben: Man sieht den berühmten Wald als Einzelbäume oder durch alle Einzelbäume den Wald.

Frage 3: Wie erstellen Sie typischerweise ein Panorama?

Die Erstellung eines Panoramas ist ein (kleines) Projekt. Zunächst einmal muss das Motiv definiert werden. Für die Landschaftsphotographie ist es offensichtlich; thematische Kollektionen verlangen nach einer tieferen Definition des Motivs, beispielsweise ist mir die Idee der Empire State Building Kollektion durch die wechselnden Farbmotive gekommen, als ich eine zeit lang auf der anderen Seite des East Rivers gelebt hatte und quasi jede Nacht das Farbenspiel des Empire State Building beobachten konnte. Ein anderes thematisches Kollektionsmotiv zeichnet sich durch einen Widerspruch aus: Wer erwartet schon Photos im Schnee, wenn man an Istanbul denkt (siehe: „Snow Impressions from Istanbul“). Ein Beispiel einer Mischform von Landschaftspanorama und thematischer Kollektion ist vielleicht Cascade (siehe: „Cascade/ waterfall“), eine vertikale Panoramastruktur horizontal erweitert durch identische Photos mit unterschiedlichen Belichtungen inklusive einer Synthese unterschiedliche Belichtungen im sogenannten „high dynamic range“, all das um das Motiv des Wasserfalls nicht nur fließen zu lassen, sondern auch um es zu duplizieren (hier die horizontale Komponente).

Mit der ursächlichen Idee des Motivs stellt sich dann auch unmittelbar die Frage der Wohndekoration. Die eigentliche Wirkung von Photos existieren für mich nur in gedruckter Form und gerahmt als Wanddekoration. Panoramen müssen in Wohnräumen integrierbar sein, sprich, es gibt eine Menge von design-technischer Fragen, die beantwortet werden müssen: Anzahl der Einzelbilder über welchen Landschaftswinkel, Überlappung, Ausrichtung horizontal vs. vertikal für beides Panorama und Einzelphoto, die Brennweite (die gleich ist für alle Einzelbilder um einen möglichst natürlichen Blickwinkel wiederzugeben) etc.

Für die eigentlichen Aufnahmen der Photoserie kommen natürlich noch die typischen photographischen Fragestellungen wie Belichtung, Farbgebung oder Lichtverhältnisse (Dämmerung oder Tageslicht etc.) hinzu. Ich lege weniger Wert auf Effekthascherei mittels Photoshop.